Soziale Geschäftsmodelle im E-Commerce? Ein möglicher Trend: Gemeinnützigkeit
Room in a box
Room in a box verkauft Möbel und Dekorationen aus Pappe. Wer aber jetzt an kleine Aufbewahrungsboxen denkt, der liegt falsch. Bei RIAB gibt es sogar Betten und Sitzbänke aus Pappe. Besonders innovativ ist, dass die Möbel als Module fungieren und somit immer erweitert werden können. Auch einzelne Teile lassen sich leicht austauschen.
Nachhaltigkeit ist bei Room in the box besonders wichtig. Die verwendete Pappe besteht zu 70% aus recyceltem Material und zu 30% aus Frischfasern. Das fertige Produkt ist dann zu 100% recyclebar. 2020 ist das Unternehmen eine Partnerschaft mit Eden Reforestation Projects eingegangen. Seit Anfang 2020 spendet RIAB für jedes verkaufte Produkt einen Baum - bereits 65.000 Bäume (Stand: 01/2022) sind so in acht Ländern gepflanzt wurden, die stark von der Entwaldung betroffen sind. Die Baumspende ist ein fester Bestandteil des Unternehmens, passt zum Hauptthema - Pappe - und rundet das Geschäftsmodell ab. Die Nachhaltigkeit wird bei Room in a box im Onlineshop durchweg thematisiert, auch wenn die Produkte ohne diesen Aspekt auskommen würden. Deswegen kann man hier sagen, dass die Marke sich klar für die Nachhaltigkeit, und durch verschiedene Spendenaktionen auch für Wohltätigkeit, als Teil des Geschäftsmodells entschieden hat.
Room in a Box
Recup
Keine Müllberge mehr in den Innenstädten und ein deutschlandweites Mehrweg-Pfandsystem - nicht weniger als das, ist das gesetzte Ziel von Recup. Das Unternehmen bietet seinen Kund*innen wiederverwendbare Becher und Schalen jeweils in drei verschiedenen Größen.
Das B2B-Modell soll Gastronom*innen sowie Städte und Kommunen ansprechen. Statt eines Pappbechers wird der Kaffee oder das Mittagessen-to-go dann in einem Recup oder einer Rebowl ausgegeben. Für den Becher und die Schüssel können die Cafés und Restaurants einen Euro, beziehungsweise fünf Euro Pfand von ihren Kund*innen verlangen. Der Onlineshop richtet sich vorrangig an Unternehmer*innen und bietet weniger eine Kundschaft, als eine Partnerschaft an. Das Storytelling und die Mission des Unternehmens werden auf der Website sehr deutlich und ziehen sich als roter Faden durch. Kern des Geschäftsmodells ist das Problem der Müllproduktion, besonders in Innenstädten. Hier sehen die Gründer*innen von Recup ein Problem und bieten mit ihrem Unternehmen eine Lösung an.
RECUP
Henrys-Online
Bei Henrys-Online gibt es alles was Zirkus- und Jonglierfreund*innen begehren. Neben der selbst konfigurierten Jonglierkeule gibt es Einräder aber auch Bedarf für Freizeitspiele wie Kubb oder Frisbee. Seit 30 Jahren gibt es den Laden in Karlsruhe - Henrys hat sich weltweit in ihrer Nische etabliert. Der Onlineshop komplettiert das Angebot des Traditionsgeschäfts.
Henrys verkauft also Produkte die Spaß machen sollen. Die Spiele sind dementsprechend bunt, und wenn die Farbe mal nicht ganz stimmt oder andere Produktionsfehler auftreten hat Henrys-Online auch dafür Verwendung. Artikel die fehlerhaft aber technisch einwandfrei sind, werden gespendet. Die Spenden gehen an Jugendarbeiter*innen, Schulen, Kindergärten, kirchliche und gemeinnützige Einrichtungen. So reduziert Henrys gleichzeitig Abfälle und macht Menschen glücklich. Auf der Shopseite wird die gemeinnützige Mission des Unternehmens erwähnt und gehört sichtbar zum Storytelling, ohne einen großen Extra-Aufwand zu generieren. Die ausführliche Über-Uns-Seite mit Firmen-Video und Unternehmensgeschichte sollen das Vertrauen und die Bindung zu den Kund*innen stärken. Außerdem transportiert der Shop mit seinen bunten Produkten auf der Startseite das Thema Spiel und Spaß sehr gut.
Henrys-Online
Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig
Das Engagement für ein Ziel, welches das Geschäftsmodell definiert und dem Unternehmen eine Richtung gibt, kann mit der Umsetzung und Integration in den Shop sehr stark variieren. Das zeigen die drei Beispiele sehr deutlich. Während ein Unternehmen wie Recup ohne das weitreichende Problem des Plastikmülls kaum existieren würde, sieht es bei den anderen beiden ganz anders aus. Room in a box könnte auch ohne die Baumspenden und nachhaltige Materialien Möbel aus Pappe verkaufen, hat aber entschieden, auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz zu setzen, was den Nerv der Zeit trifft. Am einfachsten sind Gemeinnützigkeit und Nachhaltigkeit bei Henrys integriert. Der Shop könnte auch komplett ohne Spenden an soziale Einrichtungen bestehen. Leider ist das Unternehmen damit eher ein seltener Fall. Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig - was aber zu fehlen scheint, sind Unternehmen, die aktiv und regelmäßig in soziale Projekte investieren und Gemeinnützigkeit zu ihrem Geschäftsmodells machen. Für Gründer und Gründerinnen könnten sich hier interessante Modelle ergeben, die den Zeitgeist einfangen und weiter gehen als die allgegenwärtige Nachhaltigkeit.