8 UX-Trends, die E-Commerce Unternehmer 2022 im Auge behalten sollten

Tech-Trends können sich rasant schnell verbreiten und zum neuen Standard werden. Das, was die Zielgruppe gewohnt ist, erwartet sie selbstverständlich überall dort, wo sie sich aufhält, gerade auch beim Onlineshopping. Damit ihr den Anschluss nicht verpasst, stellen wir euch acht wichtige UX-Trends vor, von denen 2022 ein Push erwartet wird, und beleuchten, ob es sich für Onlineshops lohnt, hier früh dabei zu sein.

Der Jahreswechsel ist gefeiert, die Batterien sind aufgeladen und die Ziele für das neue E-Commerce Jahr stehen:

  • Kundenwünsche noch genauer verstehen, 
  • sinnvolle User Interactions ergänzen und
  • die Experience weiter optimieren,
  • kurzum: Eine noch bessere E-Commerce Website gestalten!

Um das zu erreichen, spielen gute Inhalte und ein relevantes Offering zwar die Hauptrolle, aber auch technologische Neuerungen sind im Blick zu behalten.

    (Manche) Trends von heute sind die Standards von morgen

    Sie sind nicht nur wichtige Hilfsmittel, um dein Seitenkonzept optimal umzusetzen. Tech-Trends können sich rasant schnell verbreiten und zum neuen Standard werden. Für eine gute User Experience spielen zwar Wahrnehmungsverständnis und Intuition eine Rolle – aber mehrheitlich bestimmt die Gewohnheit, was eine gute UX ist. Das, was die Zielgruppe gewohnt ist, empfindet sie als gut. Und genau das erwartet sie dann ganz selbstverständlich überall dort, wo sie sich aufhält, gerade auch beim Onlineshopping.

    Damit ihr den Anschluss nicht verpasst, stellen wir euch acht wichtige UX-Trends vor, von denen dieses Jahr ein Push erwartet wird. Und wir beleuchten, ob es sich für Onlineshops lohnt, hier früh dabei zu sein.

    1. Audio: Den Kunden was auf die Ohren geben.

    2020 noch ein Geheimtipp, war 2021 das Jahr des kometenhaften Aufstiegs von der Tune-in-Diskussionsplattform Clubhouse. Der Hype um Clubhouse selbst ist abgeebbt; geblieben ist die Offenheit der Digitalkonsumenten für das gesprochene Wort - auch ohne begleitendes Bewegtbild (Video) oder Text.

    Kunden kauften in der Pandemie nicht nur mehr und anders online ein; sie konsumierten Inhalte auch auf andere Weise. Und viele haben sich so daran gewöhnt, Stimmen in ihr Ohr zu lassen, dass die Wachstumskurve von Audio-Büchern und die Zahl der Podcast-Launches weiterhin steil nach oben zeigt.

    Was Shopbetreiber sich 2022 fragen müssen, ist, ob und wie sie Audio-Inhalte näher an ihre Zielgruppe heranrücken könnten.

    Das bedeutet nicht, dass es für alle Sinn macht, einen Podcast zu launchen. Aber wer heute Content plant, sollte sich überlegen, ob ein Interview nicht vielleicht als Audio-Aufnahme noch nahbarer und authentischer wirkt. Wie Produktinformationen mit Audio und Video unterhaltender und einprägsamer werden. Oder ob Kundenservice per Messenger-Dienst nicht gerade mittels eingesprochener Nachrichten noch hilfreicher und herzlicher wirken kann.

    Und es gibt noch einen Aspekt: Audio und Video halten User länger auf der Seite und sorgen damit für eine bessere Interaktion mit der Seite. Und dies ist seit dem Core Vitals Web Update von Google im Mai 2021 unmittelbar SEO-relevant!

    2. Das Metaversum: VR wird B2B-tauglich.

    Als Facebook (Meta) im Herbst 2021 ankündigte, im großen Stil in ihr Metaversum zu investieren, klang die Aussicht auf eine 3D-VR-Welt für viele noch sehr futuristisch. Tatsächlich aber existieren VR-Portale wie Second Life bereits seit über 10 Jahren! Allerdings sind die Anwendungsfälle über Gaming nicht recht hinausgekommen.

    Auch wenn die als unangenehm empfundene Funkstille während der Pandemie die Experimentierfreude gegenüber virtuellen Meetingräumen wachsen ließ; es waren doch eher Grillfeste als Vertragsverhandlungen, die in einen Virtual Space verlegt wurden.

    Mit dem großangelegten Investment von Facebook (Allein 10.000 neu einzustellende Mitarbeiter in der EU sollen am Metaversum bauen.) könnte sich dies allerdings ändern: Wenn der Marktdruck erst einmal da ist, werden Unternehmen nach der Facebook-Page eine Präsenz im Metaversum hochziehen.

    Gerade produzierende Unternehmen könnten vom virtuellen Raum besonders profitieren, da in einem interaktiven 3D-Raum komplexe Zusammenhänge und explorative Erlebnisse besser dargestellt werden können, die im Rahmen einer 2D-Unternehmenswebsite blass und sperrig bleiben.

    Unterm Strich dürfte die Business-Relevanz des Metaversums 2021 vermutlich noch gering, der Hype-Faktor hingegen groß sein.

    AR und VR sind Technologien, die schon jetzt da sind und in absehbarer Zeit zünden werden. Dieses Jahr dürften sie einen deutlichen Schub bekommen.

    3. Neue Screen-Vielfalt macht Pixelarbeit nötig.

    Manchmal sind es die unspektakulären Nachwehen eines Tech-Trends, die für den wirklichen Wandel sorgen. Die große Zahl der Smartwatches an den Handgelenken zeigt uns, dass Wearables über die Early Adopter hinaus in der Gesellschaft angekommen sind. Für Seitenbetreiber bedeutet dies, dass nun Grundlagenarbeit ansteht.

    Webbrowsing ist auf vielen Smartwatches noch wenig geschmeidig. Das heißt aber nicht, dass das so bleiben wird. Wir müssen also in absehbarer Zeit damit rechnen, dass von Wearable Devices, Smartphones, Tablets, faltbaren Screens, kleinen Bildschirmen, Laptops, Desktops, großen Screens, extra-großen Screens und TV auf Shops zugegriffen wird. Die Standard-Breakpoints von 480px, 768px, 1024px, 1280px reichen dann nicht mehr aus.

    Die Aussicht auf diese Anpassungen erfüllen UX‘er vielleicht nicht mit Begeisterung; aber es ist eine jener Grundlagenarbeiten, ohne die das Einkaufen im Netz nicht funktionieren kann. Tun wir es für die Zukunft des Shoppings!

    Denn eins haben wir gelernt: Wenn die User erstmal ein Device haben, sind sie auch bereit es (zum Shoppen) zu benutzen!

    Auf die Zugriffszahlen von unterschiedlichen Screens sollten Shopbetreiber dieses Jahr also ein besonderes Augenmerk legen, um schnell reagieren zu können.

    4. Inklusives Design fördert Identität im Netz.

    Weil sich das Internet heute wie ein großer Raum anfühlt, vergisst man schnell, dass es ursprünglich aus mehreren kleinen, klar definierten Communities zusammengewachsen ist. Wie sich das früher anfühlte, und mit welchem Selbstbewusstsein und hoher Identifikation der Mitglieder dies einherging, lässt sich heute noch am ehesten an Wikipedia nachempfinden. (Und nicht wenige meinen, dies sei der einzige Ort, an dem Gemeinschaft im Netz noch nicht kaputt ist.) Der Wunsch seine Identität zu zeigen, ist menschlich und grundlegend. Und gerade nach zwei Jahren Pandemie, in denen Präsenzkontakt stark reduziert waren, ist dieser Wunsch auch im digitalen Raum groß.

    Seit 2018 wissen wir, dass die Vielfalt an Emoji-Hautfarben einen massiven Effekt in der User-Ansprache hatte.

    Eine Studie aus 2021 zeigt nun, dass sich die Hälfte der User immer noch nicht richtig repräsentiert fühlt und über 80% meinen, dass mehr Inklusion in der Darstellung nötig ist.

    Für Shopbetreiber ist der nach wie vor bestehende Digitalfokus des sozialen Lebens demnach eine Chance, näher an die Kunden heranzurücken. Nur User, die sich wirklich erkannt und verstanden fühlen, bleiben auf der Seite. Das gilt insbesondere für Onlineshops, die immer vor der Frage stehen, mit welchem USP man sich von Amazon und Co. absetzen.

    Letztlich stärkt also das Einbauen von soziokulturellen Faktoren (Hautfarbe, Alter, Gender, Sprache, Behinderungen) die Kundenbeziehung.

    Diese Zahlen sind ein Appell, 2022 die Identität der Kunden noch stärker zu spiegeln und Persona-Arbeit ernsthaft umzusetzen. Emojis sind dabei ein gar nicht so kleiner Schritt hin zu inklusivem Design.

    5. Barrierefreiheit im Onlineshop priorisieren.

    Über 15% der Internetnutzer weltweit sind beeinträchtigt und können am Internet nicht ohne Hilfsmittel teilnehmen. Daher gibt es eine Pflicht zur Barrierefreiheit für öffentliche Seiten (Tabs „Barrierefrei“ oder „Leichte Sprache“ zeigen dies an.)

    Aber nicht nur Ämter und Bibliotheken, auch Shops verlieren einen beträchtlichen Anteil potenzieller Nutzer, wenn sie nicht barrierefrei sind:

    Auch wenn Google nicht alle seine Kriterien des Suchergebnisalgorithmus preisgibt, es ist bekannt, dass Barrierefreiheit eine immer größere Rolle für die Sichtbarkeit auf Suchergebnisseiten spielt. Barrierefreie Webseiten (mit gutem Content!) werden in Zukunft in den Suchergebnissen weiter oben stehen.

    Deshalb sollten Shopbetreiber mit Bildunterschriften und Alt-Texten nicht nachlässig sein und generell auf eine leichte Handhabung und Verständlichkeit achten. Dass die Seite mit eine Lesegerät lesbar zu machen, ist das Ziel.

    Seit 2016 gibt es bereits eine Richtlinie (die Richtlinie (EU) 2016/2102 ) des europäischen Parlaments und des Rats der Barrierefreiheit auf Webseiten und mobilen Applikationen. Die Liste liest sich wie der Common Sense der UX, denn: Barrierefreies Design ist gutes Design! Alle User wünschen sich das. 2022 sollten Shops ihr Design und ihren Content dahingehend überprüfen und überarbeiten.

    6. Google: Bereitet eure Apps auf größere Screens vor!

    Bisher haben App Designer naheliegenderweise Apps für Smartphones konzipiert und gestaltet. Das wird nicht so bleiben, denn schon im Mai 2021 gab Google Anforderungen für größere Bildschirme heraus.

    Wenn Google etwas derart nachdrücklich ankündigt, weiß man, dass es ernst gemeint ist. Weitere Erklärungen und Argumenten sind dann nicht mehr nötig. Es wird also Zeit, das Design eurer Apps auf faltbare Displays und Desktops anzupassen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

    Für wen ist es relevant? Alle Unternehmen und Onlineshops, die eine App haben oder planen.

    7. 3D in Design und Animation

    Obwohl VR und das Metaversum bereits ein Trend an sich sind, wird im Fahrwasser dieses Hypes noch etwas anderes, wahrscheinlich viel Spannenderes geschehen: Wir werden insgesamt mehr 3D in Design und Animation sehen!

    Während Unternehmen noch vorsichtig brainstormen, experimentieren und MVPs für busines-relevante VR-Szenarien basteln, wird sich eine Schar Kreativer sofort voll ins Abenteuer des Metaversums stürzen. 2022 ist mit einem massiven Wachstum an Know-how und neuen Creator Tools rund um 3D-Gestaltung zu rechnen. Das bringt neue Software, 3D-erfahrene Gestalter und ein insgesamt gewandeltes Design-Offering in den Markt.

    Ob im Metaversum, oder woanders, wer immer Ressourcen und Low-hanging-fruits im 3-D-Bereich vermutet, sollte den Schritt wagen und eine gute Idee ausprobieren; die Chancen durch Experimente zu lernen, werden nie besser sein.

    Für welche Shops ist es relevant? Auf jeden Fall für alle, die bereits 3D-Ansichten und Konfiguratoren nutzen!
    Das ist aber sicher nicht das Ende der Fahnenstange. Die 3. Dimension ist aber für uns Teil der natürlichen Wahrnehmung und wird im Digitalen überall immer stärker gewünscht werden.

    8. Mehr Nachhaltigkeit mit dem Dark Mode

    Der Dark Mode ist nicht neu, wurde bisher aber vorwiegend von spitzen Nutzergruppen verwendet. (Wahrscheinlich habt ihr auch noch nie einen Coder vor einem weißen Bildschirm gesehen? Entwickler wissen eben, was gut ist.)

    Inzwischen ist das dunkle Erscheinungsbild auch in der breiteren Masse angekommen. So deutlich, dass Apple den Dark Mode für iOS und MacOS aufgenommen hat – und Google und Windows inzwischen nachgezogen haben.

    Der dunkle Modus wird von vielen nicht nur nachts, sondern durchgängig favorisiert, weil er die Augen schont und – mit den richtigen Displays – den Energieverbrauch senken kann.

    Da nun immer mehr Personen den Browser im Dunkelmodus nutzen werden, wird ein spezifisches Dark Mode Design immer mehr zur Pflicht als Kür.

    Dabei ist die Gestaltung weniger trivial, als zunächst erscheinen mag, denn mit einer einfachen Inversion (weiß auf schwarz statt schwarz auf weiß) ist es nicht getan. Beispielsweise muss auch im Dark Mode gelten: Was näher ist wird heller, was weiter weg ist dunkler dargestellt.

    Außerdem müssen weitere Nuancen und neue Signalfarben für Buttons und Links definiert und Bilder müssen ebenso angepasst werden wie Typographie und Icons.

    Betrifft: früher oder später alle Shops.

    UXme Trend-Fazit 2022:

    Nicht jeder UX-Trend ist für klassische Händlerwebsiten relevant. Das heißt aber nicht, dass Onlineshops nicht vorne mitspielen können - und auch sollten! Dein Business kann durch ein frühes Umsetzen wichtiger Trends einen echten Wettbewerbsvorteil erzielen.

    Daher wenn…

    ... du neuen Content planst, prüfe ob das Format Audio/Video nicht die Experience für deine Kunden sehr gewinnen könnte.

    … du im produzierenden Gewerbe oder anderweitig komplex vermittelbaren Geschäftsbereich tätig bist, schau ob Virtual Reality nicht einen klugen Anwendungsfall für deine digitale Präsenz bieten kann.

    … du im UX oder Web Development tätig bist, setzt dich in den nächsten Monaten mit Auflösung und Breakpoints der neuen Screen-Größen von Wearables, faltbaren Screens etc. auseinander.

    … du dich mit deiner Zielgruppe und Personas auseinandersetzt, trage der Vielfalt durch inklusiveres Design Rechnung. Menschen möchte sich selbst wiedererkennen und du möchtest deinen Kunden und Kundinnen das Gefühl geben, bei dir willkommen und genau an der richtigen Stelle zu sein.

    … du mehr Reichweite möchtest, schreib Barrierefreiheit oben auf deine Optimierungsliste.

    … dein Unternehmen eigene Apps entwickelt hat, prüfe und optimiere auf größere Screens.

    … du neue Wege in der Gestaltung gehen möchtest, schau genauer hin bei den Möglichkeiten, die sich mit 3D in Design und Animation bieten werden.

    … du deinen Kunden Wertschätzung zeigen willst, geh sorgsam mit ihrer Aufmerksamkeit um: biete ihnen mehr Kontrolle statt noch mehr Gamification, sag dasselbe mit weniger Mailings und halte sie länger auf deiner Seite mit einem Dark Mode-optimierten Theme.

    So viel zu den Prognosen im Januar 2022; wir sind gespannt, was wir alle bis Dezember daraus machen!